LXI. 
					Von einem juden und von einem morder 
					Von offenunge des mordes 
					 
					Eis mals ein Jude wolde gan 
					Dur einen walt. Do muest er han 
					Geleite; wan der walt was vol 
					Morder; das wuste der jude wol. 
					Zů dem kuinge er do kan, 
					Und bat geleit. Das soeld er han, 
					Sprach der kuinig, und gebot 
					Sinem schenken uf den tot, 
					Das er in soeld geleiten wol. 
					"Das tůn ich, als ich billich sol," 
					Sprach der schenke. Do zehant 
					Nam er den juden an sin hant 
					Und fůrt in uf dui strasse. 
					Der jude trůg unmasse 
					Vil goldes uf der selben vart, 
					Der schenke des wol inne wart. 
					In sinem můte er sere vacht 
					(Wan stunt und stat vil dieben macht), 
					Wie er dem juden tet den tot. 
					Er gedacht: "Du kunst us aller not, 
					Wirt dir das golt. Wer wil es sagen, 
					Oder wer mag uf dich denne klagen? 
					Du bist allein: hab gůten můt; 
					Umb dises mort dir nieman tut." 
					Und do der jude das ersach, 
					Vil tief er suifzet unde sprach: 
					"Ich zwivel nicht, und weis es wol, 
					Das dises mort got offenen sol. 
					E uib es wuird verswigen gar, 
					Dui vogel machtens offenbar, 
					Die hie fliegent, samir got." 
					Das duicht den schenken gar ein spot. 
					Do er das swert hat us gezogen, 
					Und in wold slan, do kam geflogen 
					Ein rephůn us den huirsten dar. 
					Do sprach der schenke: "Jude, nim war! 
					Den tot, den ich dir nu an tůn, 
					Den wirt offenende das rephůn." 
					Er slůg den juden, und nam das gůt, 
					Und gieng heim, und hat hochen můt. 
					Dar nach nicht lange wart gespart, 
					Das mang rephůn gesendet wart 
					Dem kuinge, und wurden schoen bereit. 
					Der schenk ein rephůn, als man seit 
					Trůg für sinen herren dort. 
					Do gedachte er an des juden wort. 
					Das er an sinem tode sprach, 
					Do er das rephůn fliegen sach. 
					Vil ser er lachen began, 
					Des mocht er sich nicht uiber han. 
					Und do der kuinig das ersach, 
					Vil senfteklich er zůzim sprach: 
					"Sag an, schenk, was meinest du, 
					Das du hast gelachet nu, 
					Do du an seche das rephůn?" 
					Er sprach: "Herre, das wil ich tun." 
					Und seit im, wie er hat getan 
					Dem juden, mit dem er solde gan, 
					Und geleiten dur den walt, 
					Da sin untruiwe was manigvalt. 
					Also wart offenbar das mort 
					Dem kuinge. Das tet sin selbers wort, 
					Der das mort ouch hat getan. 
					Des můst er an den galgen gan. 
					Het er das rephůn nicht gesechen, 
					Des mordes het er nicht verjechen. 
					Er wart erhangen, das was wol! 
					Dur gůt man nieman morden sol. 
					*** 
					Wer unrecht tůt dur gitekeit, 
					Wirt der erhangen, wem ist das leit. 
					Von schulden der verderben sol, 
					Des herz verratenge ist vol. 
					Wer dur gůt wil uibel tůn, 
					Den sol melden das rephůn, 
					Als disem schenken ist beschechen: 
					Das was vil wol, des můs ich jechen. 
					Kein mort got ungerochen lat. 
					Wer boslich tůt, sin lon enpfat 
					Hie der mensche oder dort, 
					Als uns lert der heilgen wort. 
					 
					LXII. 
					Von einem amptman 
					und einem ritter 
					Von offenunge des rechtes 
					 
					Ein kuing in hocher ere sas, 
					Als ich an einem bůche las, 
					Der was gewaltig unde rich. 
					Zwen amptman hat er, ungelich 
					Der ein der ritter pfleger was. 
					Der ander schikte alle das, 
					Das man ze hove solde han, 
					Es werin frouwen oder man. 
					Das richt er us mit sitten. 
					Ungunst wart nicht vermitten, 
					Noch nit, noch has, der nie gelag, 
					Dem kum ieman entrinnen mag, 
					Den erzoegte der ritter do, 
					Und sprach zů dem kuing also: 
					"Herre, es ist nicht alles gůt, 
					Was uiwer alter amptman tůt. 
					Das er tůt als gar unrecht, 
					Das mueget herren unde knecht. 
					Uiwer gůt das gat da hin. 
					Er stilt und roubet uf den sin, 
					Das sin fruint herren muigin wesen. 
					Wil got, ich las in nicht genesen. 
					Ich bin ze kampf mit im bereit, 
					Das ich zerstoere sin bosheit, 
					Die er dike hat getan. 
					Ich wenne, er mues es abe lan!" 
					Der alte man der kam in not, 
					Er vorcht von ungeluik den tot. 
					Doch er vil gar unschuldig was; 
					Das tet im nit und boeser has, 
					Das er an gesprochen wart. 
					Do sucht er uf der selben vart 
					Einen kempfen an sine stat; 
					Wand er der kreften nicht enhat, 
					Das er ein kempfe mochte sin. 
					Do wart an sinen fruinden schin, 
					Das ir truwe waren klein; 
					Er sůchte helf, und vant enkein. 
					Den er doch dik sin dienst erbot, 
					Die liessen alle an der not. 
					Do kam ein akerknecht ouch dar; 
					Des kempfen nam er eben war, 
					Und gedachte: "Wil got helfen mir 
					Nach unschulden, so hab ich schier 
					Den ritter uiberwunden." 
					Und uf der selben stunden 
					Trat er froelich in den ring. 
					Das ist ein gemelliches* ding 
					(Sprach der ritter freissan), 
					Das min ein gebur sus spotten kan; 
					Spottes gib ich im genůg. 
					 
					*gemelliches: 
					spaßhaftes 
					 
					Mit zorne er do an in slůg. 
					Der gebure stůnt vil wol besint; 
					Der slag der wag im als ein wint. 
					Dem ritter tet er keine not; 
					Doch wold der ritter haben tot 
					Den geburen, und slůg aber dar. 
					Der gebur nam des vil eben war; 
					Grosser wisheit er enpflag. 
					Er gab dem ritter einen slag 
					Dur sinen arm; das tet im we. 
					Der ritter slůg enkeinen me; 
					Im was der arm verseret. 
					Sin ungluik wart gemeret; 
					Von nide hat er verlorn sin leben. 
					Der alt wart unschuldig gegeben. 
					Sus offenet got du rechtekeit; 
					Untruiwe wart da hin geleit. 
					*** 
					Wer den andern verraten wil 
					Der sůchet ursache vil. 
					Wenne es gat an rechte not, 
					So sint dui fruinde alle tot. 
					Wer fruint ist, oder nicht enist, 
					Das beweret not in kurzer frist. 
					Getruiwer fruint git gůten můt; 
					Unschulde ouch das selbe tůt. 
					Das recht billich beschirmen sol 
					Den rechten; wer aber ist vol 
					Untruiwe, der sol nicht genesen. 
					Ouch hab ich selber wol gelesen, 
					Das dui lugi můs zergan, 
					So man dui warheit sicht gestan. 
					Das ist billich unde recht. 
					Den ritter slůg der akerknecht; 
					Und wand er was gederbe, 
					Wart er sis herren erbe, 
					Als der Ysopus hat geseit. 
					Got geb uns froed und niemer leit! 
					 
					LXIII. 
					Von einer frouwen 
					und einem wolfe 
					Von wiben triegende 
					 
					Ein wolf eis mals hungron began, 
					Als man liset in dem Avian. 
					Us dem wald kam er har us, 
					Gegangen fuir ein einig hus.* 
					Da was ein frouwe, die hat ein kint, 
					Als noch vil mange frouwen sint. 
					Das kint das weinde unde schrei, 
					Dui frouwe bot dem kinde ein ei, 
					Und sprach: "Swig, min liebes kint! 
					Swigst du nicht, der wolf dich nint; 
					Dem wil ich dich schiere geben. 
					Swig, wilt du bebau din leben." 
					 
					*ein 
					einig hus: ein einzeln stehendes Haus. 
					 
					Do dis droewen und dise wort 
					Vor der tuir der Wolf erhoert, 
					Er wand des kindes sicher wesen, 
					Und dacht, er moechte wol genesen, 
					Wuird im das im gelobet was. 
					Dui frouwe hat entkeinen has 
					Wider ir kint noch minr noch me. 
					Das kint weinde vast als e, 
					Unz das es in swigen kan. 
					Der wolf moechte noch da stan, 
					Nieman gap im der spise solt; 
					Dar zů so was im nieman holt. 
					Er stůnt unz uf den mitten tag, 
					Vil grosses hungers er enpflag. 
					 
					Do er alsus betrogen wart, 
					Do kam er uf der selben vart 
					Da er sin kint vant und sin wip. 
					Blach und hungrig was sin lip. 
					Dui wuilpe sprach: "Wie kunst du so 
					Betruebt? Mich dunkt, du sist unfro, 
					Was dir joch huite si geschechen." — 
					"Das ist war, des můs ich jechen 
					(Sprach der wolf zur wuilpen do) 
					Wie mocht min herze wesen fro 
					Mit lerem buche? Das mag nicht sin; 
					Wan ane spis und ane win 
					Wirt selten ieman frouden vol. 
					S o  m a g  i s t  v o l, s o  s i n g  i c h  w o l. 
					Mich hat huit ein wip betrogen, 
					Und hat mir herlichen gelogen. 
					Si sprach, si wold mir geben ir kint. 
					Ir wort wan sneller den der wint; 
					Ir herz was unglich und ir munt. 
					Mang freis von boesen wiben kunt. 
					Unstet ist manger frouwen můt; 
					Under zwein ist, kum eine gůt. 
					Wiben schalkeit die ist gros; 
					Unstetekeit si nie verdros. 
					Gut geluibde erfroewet den gouch: 
					Wirt im nicht, so hat er ouch 
					Ze allem schaden gar den spot: 
					Als mir beschechen ist, samer Got! 
					Von einem wibe. Das ist war — 
					Ich sprich es gar an allen var —: 
					W e r  v o n  d e n  w i b e n  n i c h t  e n w i r t 
					B e t r o g e n, d e r  l o b  g ů t e n  w i r t. 
					Das wil ich, wolf, beweren wol; 
					Schalkeit sint si alle vol." 
					 
					LXIV. 
					Von einem sneggen 
					und einem arn 
					Von begirde uiber dui natur 
					 
					Ein snegge sin natur verkos, 
					Sin tragkeit in vil ser verdros. 
					Das er nicht loufen mochte wol 
					Noch fliegen, secht, des vart er vol 
					Betruebde und widermůtes gar. 
					Do kam er zů dem adelar 
					Geslichen, und geriet im klagen 
					Sin not, und sprach: "Ich wil uich sagen, 
					Kurz ist min tageweide; 
					Das kunt mir dik ze leide. 
					Woelt ir mich leren fliegen, 
					Ich woeld uich ane liegen 
					Golt und edel gesteine geben, 
					Und dar zů die wil ich leben 
					Woeld ich uiwer diener sin." 
					Der adlar sprach: "Du velke min 
					Mugen dich getragen wol 
					Wie verre du wilt. Der lernen sol 
					Fliegen, der můs wagen sich. 
					Da von so wil ich tragen dich 
					Uf in den luft. Hab hochen můt! 
					Fluigst du den wol, das ist dir gůt. 
					Mit disen Worten und also 
					Der adlar nam den sneggen do 
					In sin klawen. Vil hoch er floug. 
					Ein trieger da den andern trog. 
					Und da er in den luft uf kan, 
					Der snegge suifzen began. 
					Des fliegens in vil ser verdros. 
					Wand ouch enkeiner sin genos 
					Gefliegen mochte; das ist war. 
					Do lies in vallen der adelar 
					Har nider, das sin hus zerbrach. 
					Vil kleglich do der snegge sprach: 
					"Mir ist beschechen also we, 
					Fliegens gelust mich niemer me. 
					Ich sich das wol, wer des begert, 
					Des sin natur in nicht gewert, 
					Der mag sin wol engelten. 
					Gros ere kuimet selten 
					An erbeit: sicher, das ist war. 
					Und sold ich leben tuseng jar, 
					Ich woeld des niemer me begern, 
					Des mich nieman mag gewern." 
					*** 
					Wer stete růwe welle han, 
					Der sol an fliegen sich began. 
					Wer aber an fliegen nicht wil sin, 
					Der volge doch dem rate min, 
					Und beit unz er gevedre wol; 
					Ungeveder nieman fliegen sol. 
					 
					LXV. 
					Von einem krebs 
					und sinem sune 
					Von unrechter bestrafunge 
					 
					Was von natur ist angeborn 
					Der creatur, wirt das verlorn, 
					Das můs tůn gewonheit gros. 
					Ane gewonheit dui natur ist blos. 
					Dik verwandelt du gewonheit 
					Dui natur, als man uns seit. 
					Wo aber gewonheit und natur 
					Ze samen in der creatur 
					Koment, die mag man kum gelan; 
					Wen můs si stetekliche han, 
					Als hie an dirre bischaft geschach. 
					 
					Ein alter krebs ein jungen sach; 
					Hinder sich vil balde gan. 
					Er sprach: "Lieber sun, la stan! 
					Wie gast du so vertane? 
					Sun, bist du in dem wane, 
					Das du fuir dich gangest recht, 
					So bist betrogen. Du gast nicht slecht. 
					Du solt fuir dich lernen gan, 
					Als ouch din vatter hat getan. 
					Das stat dir wol, und ist ouch gůt. 
					Wel sun tůt als sin vatter tůt, 
					Der wirt gelobt, und spricht man das: 
					Er ist gůt als sin vatter was." 
					Der sun sprach: "Vatter, du hast war. 
					Ich weis es wol: an allen var 
					Ein sun sim vatter volgen sol; 
					Das ist im gůt, und stat ouch wol, 
					Tůt er das, er wirt gelobt. 
					Ich wene, das er nicht enlobt, 
					Wer artet nach dem vatter sin. 
					Da von, lieber vatter min, 
					Gang fuir! Las sechen! Wie du gast, 
					Als gan ich. So du stille stast, 
					So stan ich ouch; und wie du dich 
					Richtes, also richt ich mich." 
					Do fuir der vatter solde gan, 
					Den weg er hinder sich do nam, 
					Und gieng uf den selben pfat, 
					Als sin sun vor gegangen hat. 
					Do sprach der sun: "Trut vatter min, 
					Du soll din strafen lassen sin. 
					Du hast den selben gang als ich. 
					Vil balde gast du hinder dich, 
					So du für dich soeldist gan; 
					Davon las din bestrafen stan!" 
					*** 
					Wer den andern bestrafen sol, 
					Der sol tun als rechte wol, 
					Das er an strafung muige wesen. 
					Tůt er das, er mag genesen. 
					Wer wunden an der stirnen treit, 
					Bestraft mich der, das ist mir leit. 
					Wer wol lert, und uibel tůt, 
					Der ergert manges menschen můt. 
					Wise wort und tumbe werk 
					Tribent die von Gouchsperk. 
					Wer mich bestraft, das dunkt mich gůt, 
					Ist das er nicht das selbe tůt. 
					Zem erst sol er bestrafen sich; 
					Wil er den, so bestraf ouch mich. 
					Und het der krebs also getan, 
					Sin sun wer unbestraft gelan. 
					 
					LXVI. 
					Von der sunnen und dem 
					winde 
					Von sitten und von unstuemekeit 
					 
					Eis mals hup sich ein grofser strit 
					Mit Worten, der noch kum gelit, 
					Von hochvart und von Übermut; 
					Ietweders schiket selten gut. 
					Von widerhüssi das geschach, 
					Do der wint ze der sunnen sprach, 
					Er wer vil sterker denne si. 
					Si sprach: 'So wont mir tugent bi, 
					Da mit ich wol erzügen mag 
					Als das ich wil uf einen tag. 
					Das tust du nicht mit diner kraft. 
					Vil stolzer ist min meisterschaft 
					Denne din gros unstumekeit.' 
					Der wint der sprach: 'Das ist mir leit, 
					Das du dich will geliehen mir 
					An kraft. Des sulleu beide wir 
					Für einen rechten ricliter komen.' 
					Do wart her Jupiter genomen," 
					Der sold ir beide richter sin. 
					Ietweders kraft wart daran schin. 
					Wer e het volbracht mit kraft 
					Sin werk, dem wart dü meisterschaft. 
					Wtr sis gewandes einen man 
					Berobte , der sold gewannen han, 
					Do dise red alsus geschach, 
					Der richter ze in beiden sprach: 
					'Wer ünder Üeh der sterker ist, 
					Das wirt wol schin in kurzer frist.' 
					Uf der strafse ein waller kan 
					Gegangen bald. Der wint vieng an 
					Vast weien unde herteklich; 
					Der waller vaste gurte sich. 
					Der wint was stark, der regen kalt. 
					Sin mantel macht er zwivalt,  
					Und strikt in vast umb sinen lip; 
					Im gewan nicht an des windes kip. 
					Nach dem winde das geschach,' 
					Dü sunne dur dü wolken brach; 
					Ir schin wart schon, ir hize gut. 
					Io do gewan der waller hochen mut, 
					Uf hieng er sinen mantel do 
					Und sinen rok. Der sunn en fro 
					Wart er, und säst sich balde nider. 
					Wol kam er sines schaden wider. 
					Do sprach der richter Jupiter: 
					'Ich bin gezuig und bin üch wer, 
					Das du sunne mit senftekeit, 
					Hat an gesigt der hertekeit 
					Und der unfuge des windes gar.' 
					*** 
					An dirre bischaft nement war, 
					Unfuge schiket selten gut; 
					Der frevel och das selbe tut. 
					Unfuge ist aller züchten fri 
					Unzucht wonet dem frevel bi. 
					Kein gutes ende unfuge hat; 
					Der frevel och nicht lang gestat. 
					Mit senftekeit und mit gedult 
					Mang man gesiget unverschult, 
					Wer gestan wil und genesen, 
					Der sol nicht ungefüge wesen. 
					Mit grofser fug du sunne gewan, 
					Das sin gewant us zoch der man, 
					Das er vil vaste ari sinen lip 
					Twangte dur des windes kip. 
					 
					LXVII. 
					Von einem esel 
					und eines loewen hute 
					Von unerkantnisse 
					 
					Ein esel der hat erbeit gros, 
					Der sinen meister nicht verdros. 
					Er leit im uf vil manigen sak, 
					Da von sin rugge dik erschrak. 
					Ouch hort ich, von dem esel sagen, 
					Er můste ziechen unde tragen; 
					Erbeit must er grosse han. 
					Eis tages wart er us gelan, 
					Und kam hin uf du heide; 
					Da sůcht er sine weide. 
					Nu wart nicht langer do gespart, 
					Wan das er uf der selben vart 
					In dui huirste kam gerant, 
					Da er ein hut eis loewen vant. 
					Dui hut geviel im harte wol. 
					Sin herze das wart froeden vol; 
					Er wande des wol sicher, wesen, 
					Er wer von aller not genesen. 
					Des loewen hut die leit er an; 
					Gewalteklich gieng er hin dan. 
					Entlenter kraft uiber hůp er sich, 
					Und storte das gemeine vich 
					Ab siner weide. Das geschach. 
					In floch alles das in sach 
					In des loewen hute gan. 
					Vor im getorst kein tier gestan; 
					Das tet als des loewen schin. 
					Sin meister der hat grossen pin; 
					Er wand den esel han verlorn: 
					Das was im nicht ein kleiner zorn. 
					Den esel er suchen began; 
					Er vant sin nicht da er solde gan, 
					Und sůchen sine weide. 
					Er gieng us uf dui heide, 
					Er sucht in verre unde nach;  
					Nach sinem esel was im gach. 
					Ze jungest do er den esel vant, 
					Er wart im bi den oren erkant; 
					Die waren lang, und wart wol schin, 
					Das es was der esel sin. 
					Des loewen hut zoch er im abe, 
					Und slůg in vast mit einem stabe, 
					Und sprach: "Du můst min esel sin; 
					Dich hilfet nicht des loewen schin. 
					Ich wil dir nu dui warheit sagen: 
					Du můst aber seke tragen; 
					Von starken slegen wir t dir we, 
					Du tragest denne sek als e." 
					*** 
					Geribne varwe nicht lange wert; 
					Und koufte liebi, wer der gert, 
					Der dunkt mich nicht ein wiser man. 
					Wer mit fremdem lobe kan 
					Sin lop gemeren, das gat abe; 
					Wer aber von nature habe 
					Gůt lop, das bekleidet wol. 
					Uf fremd lop nieman. stellen sol. 
					Entlentes lop gat dike wider;* 
					Erdachte hochvart vallet nider. 
					Wer sich mit hochvart uiber treit 
					Dur sins gewandes klůgkeit, 
					Der mag zeim esel werden wol; 
					Bi den orn man in erkennen sol. 
					 
					*gat 
					dike wider: geht oft zurück. 
					 
					LXVIII. 
					Von einem froes und 
					einem fuchse 
					Von valschem růme 
					 
					Ein froes eis mals gegangen kan 
					Uf eine wise. Da vant er stan 
					Vil manig wol gemůtes tier. 
					Er sprach: "Wolt ir gelouben mier, 
					Ich wil uich artzenie geben, 
					Das ir behaltent uiwer leben. 
					Mit miner grossen meisterschaft 
					Kan ich dem siechen sine kraft 
					Wider geben, und gesunt 
					Kan ich in machen uf der stunt. 
					Mir mag in allen richen 
					Nieman sich gelichen 
					An wisheit und an hocher kunst. 
					Des hab ich alr der welte gunst. 
					Kein meister kuinsten ist so vol 
					Als ich. Das sich beweret wol, 
					Wen ich ze werken bring min wort." 
					Und do dis red ein fuchs erhort, 
					Er sprach: "Her froes, wie mag das sin? 
					Es bewert nicht uiwer varwe schin, 
					Das ir artznie kuinnint geben. 
					Von erst so artznent uiwer leben 
					Und uiwern siechtag. Tůnt ir das, 
					Wen geloubt uich hie nach deste bas. 
					Uiwer varwe ist nicht gelich, 
					Das ir sint grosser kuinsten rich. 
					Macht uich selben e gesunt, 
					Und denne mich; so wirt wol kunt. 
					Das ir ein grosser artzat sint. 
					Tůt ir des nicht, so sint ir blint." 
					Der froes der wart von schamen rot. 
					Das was vil wol, so helf mir got; 
					Wand er sich an der dingen nam, 
					Das sin geslechte nie gezam. 
					*** 
					Wenne der blinde fueren wil 
					Den sechenden, da wirt spottes vil. 
					Wer ein artzat welle sin, 
					Der tů im selber helfe schin. 
					Wie wil der geheilen mich, 
					Der nicht wol kan geheilen sich? 
					Wer sich ruemt des nicht enist, 
					Der wirt geschant in kurzer frist. 
					Růmser in selber schaden tůnt; 
					Valscher rům nie lang gesůnt. 
					Lop, das von eigem munde gat, 
					Das ist nicht lop. Lop wol gestat, 
					Das da wirt beweret wol 
					Mit gůten werken, als es sol. 
					Ein fremder munt sol loben mich; 
					Min munt sol ouch nicht schelten dich. 
					Den gůten menlich loben sol; 
					Der boese vint sich selber wol. 
					Wol im, der lobes nicht engert, 
					Und doch wol lobes wirt gewert! 
					Ich wenne das er sere tobt, 
					Wer unverschult sich selber lobt. 
					So beite, der nicht wolle toben, 
					Unz das in andre luite loben. 
					 
					LXIX. 
					Von einem hunde der 
					trůg ein schellen 
					Von schalkhafter froede 
					 
					Von einem hunde list man das 
					Das er gar boes und schalkhaft was. 
					Sin geberde waren nicht gelich 
					Den werken; wände er senfteklich 
					Gebarte, und was doch schalkeit vol. 
					Des wart gewar vil manger wol, 
					Den er beis in sinen waden, 
					Der hat den spot und ouch den schaden. 
					Dis treib er lang und mangen tag, 
					Das er kein unseld nie verlag. 
					Heimlich gieng er den luiten nach; 
					Wenne er gebeis, so wart im gach 
					Ze flucht. Dis wart vil dik geseit 
					Dem meister sin. Es was im leit. 
					Ein schallen er im ane hieng 
					An sinen hals, war er do gieng, 
					Das man in horte, wa er was, 
					Und man sich hůte deste bas 
					Vor siner grossen schalkeit. 
					Des was der boese hunt gemeit, 
					Und froewt sich sere, das sin leben 
					Verdienet hat, das man im geben 
					Sold ein schallen an sinen lip. 
					Dui hochvart in in grossen kip 
					Bracht wider sin geslechte do. 
					Der schallen was der hunt vil fro. 
					Ein alter hunt gegangen kan; 
					Dem was wol kunt, war umb der man 
					Dem hund dui schallen hat gegeben, 
					Nicht wan dar sin schalkhaft leben. 
					Zůzim sprach er: "Wes, froewest dich? 
					Das du tor versmachest mich 
					Und din geslecht, das wirt dir leit, 
					Vil besser ist der nicht entreit 
					Ein schallon, die dir ist gegeben, 
					Das man erkenne din schalkhaft leben, 
					Die du dur ere wennest tragen. 
					Din bosheit soeldist lieber klagen. 
					Dui schalle die bezuiget wol, 
					Das da bist aller schalkeit vol." 
					*** 
					Wer um sin schalkeit růmes gert, 
					Das ruemen das ist scheltens wert. 
					Wer sich von hochvart uiber treit, 
					Wirt der ze spot, wem ist das leit? 
					Wer sich froewt so er uibel tůt, 
					Der hat ein tuivellichen můt. 
					Wel mensch alleine gůt wil wesen, 
					Der lat sin geliehen kum genesen. 
					Als hat ouch dirre hunt getan, 
					Des můst er mit der schallon gan 
					Die im dur schalkeit was gegeben. 
					Dui schalle erzoegt sin boeses leben. 
					Soeldin dui boesen schallen han, 
					Mit schallen sech man mangen gan; 
					Der nu vil kosper wennet sin, 
					Des bosheit wuird der welte schin. 
					 
					LXX. 
					Von einer 
					katzen von muisen und von einer schallen 
					Von dem hus-vigende 
					 
					Ein urlig gros hat lang gewert, 
					Und wert ouch noch. Wer das begert 
					Ze wissen, detn tůn ich es kunt 
					Mit waren worten uf der stunt. 
					Es ist dui katz und ouch dui mus. 
					Die waren beide in e i n e m hus; 
					Doch was da kleine truiwe bi, 
					Wie gůt gestalt dui katze si. 
					Wer kan sich wol gehůten da 
					Sin vigent ist so rechte na? 
					Dui muise můsten in sorgen streben, 
					Und in grosser vorchte leben. 
					Gewalt der katzen der was gros; 
					Dui muise des vil ser verdros. 
					Niemant kunt si beschirmen wol; 
					Untrostes warens alle vol. 
					Da wart nicht langer da gespart, 
					Der muisen rat gesamnet wart. 
					Si rieten alle uf einen sin, 
					Wie si wol moechtin komen hin, 
					Und vor der katzen zorn genesen. 
					Si můsten all in sorgen wesen; 
					Gros was der katzen gewalt. 
					Der muisen rat was manigvalt. 
					Ze jungest kamens uiber ein 
					Mit gemeinem rate, das ir ein 
					Sold der katzen henken an 
					Ein schallen, die si soelde han 
					Und tragen, einzeklich dur das, 
					Das si sich moechtin deste bas 
					Gehueten vor der katzen list. 
					Do antwuirt in der selben frist, 
					Ein alte muis, und sprach also: 
					"Des rates sin wir alle fro. 
					Der rat mag uns wol troestlich wesen; 
					Wil got, wir mugen al genesen. 
					Ratent, und koment uiber ein, 
					Wel under uns die si allein, 
					Die das getuirre wol bestan, 
					Das si der katzen henken an 
					Welle dui schallen (das dunkt mich gůt); 
					So wirt gefriget unser můt, 
					Und mugen ane sorge leben. 
					Enkein mus wold sich selben geben 
					An den tot. An ende stat 
					Und ane nutz der muisen rat." 
					*** 
					Wer in urlig gesigen sol, 
					Der bedarf gůtes rates wol. 
					Wisheit und rates meisterschaft 
					Gesigent dik an überkraft. 
					Das kraft an wisheit nicht enschaft, 
					Das tůt wol wisheit ane kraft. 
					Wer mit gůtem rate tůt 
					Sin werk, das wirt im dike gůt. 
					Fuirsichtekeit und gůter rat 
					Naruiwen ir enweders hat. 
					Wa aber der hus-vigende ist, 
					Vil kum wirt man vor dem gefrist. 
					Werin du boesen schallen vol, 
					So mocht man sich gehůten wol, 
					Trueg dui katz ein schellen hel, 
					Dui muise werin wol so snel, 
					Das si vor ir werin behůt; 
					Der heimlich vigent schaden tůt. 
					 
					LXXI. 
					Von einem slangen der 
					was gebunden 
					Von boesem widergelte 
					 
					Wen list ein bischaft, das ein man 
					Dur einen walt gegangen kan. 
					Da vant er einen slangen, 
					Den hat ein hirt gevangen, 
					Und gebunden vast, ze fromen, 
					Das er nicht dannan mochte komen, 
					An einen pfal, der was vil gros. 
					Do stunt der slange sigelos, 
					Mit einem seil zerlennet wol; 
					Alles smerzen was er vol. 
					Und do der man den slangen sach, 
					Vil milteklich er zůzim sprach: 
					"Ich wil dir helfen usser not, 
					Das du nicht hie geligest tot." 
					Der slange nach verdorben was, 
					Der man entbant in, und genas. 
					Er spist in wol, und half im wider. 
					Des lonet im der slange sider. 
					Da er gesunt wart unde snel, 
					Er strikt sich um des mannes kel; 
					In liden bracht er in und in leit. 
					Der man sprach: "Was ist das geseit? 
					Du hast betruebet mir den můt; 
					Du giltest mir mit uibel gůt." 
					Der slange sprach: ''Ich tůn dir recht; 
					Ich tůn als ander min geslecht. 
					Miri gift mag ich nicht abe lan, 
					Slanglich geberde můs ich han." 
					Der man sprach: "Ich wil gerne komen, 
					Sit ich din rede han vernomen, 
					Für einen richter der gemein." 
					Si des kamen uiber ein. 
					Der fuchs ir beider richtet wart, 
					Und sprach nach fuichselicher art: 
					"Ich kan dis sach gerichten nicht, 
					Nach uiwer rede, wan nach gesicht; 
					Ir sult mich beide lassen sechen, 
					Wie der sache si beschechen." 
					Der man sprach: "Das gevelt mir wol 
					Den slangen man vaste binden sol 
					Wider an die selben stat, 
					Da in der hirt gebunden hat, 
					So macht du richten von gesicht, 
					Was uns in dirre sach beschicht." 
					Vil schiere uf der selben vart 
					Der slang wider gebunden wart. 
					Der fuchs do ze dem slangen sprach, 
					Do er in als gebunden sach: 
					"Entbint dich selben; nicht enbit, 
					Und scheide von hinnan; es ist zit. — 
					Geselle (sprach er ze dem man), 
					Du macht wol lidig hinnan gan. 
					Wilt aber du den vigent din 
					Loesen, das wirt din ungewin." 
					Sus kam der man us grosser not; 
					Der slange muest geligen tot. 
					Das was billich unde recht; 
					Das krumb ist, das will kume slecht. 
					*** 
					Wen spricht ein wort, das mag war sin, 
					Als es im hie ist worden schin: 
					W e r  a b  d e m  g a l g e n  l o e s t  d e n  d i e p, 
					D a r  n a c h  h a t  e r  i n  n i e m e r  l i e p. 
					Was giftig ist, wol niemer tůt, 
					Es giltet uibel umbe gůt; 
					Sinr art mag es nicht wider stan, 
					Noch mag sin schalkeit abe lan. 
					Es stat dik uf von miltekeit 
					Dem menschen not und erebeit, 
					Als disem man hie was geschechen. 
					Ich můs es in der warheit jechen, 
					Wa fuir bricht grosse schalkeit, 
					Da bedarf man grosse kuindekeit. 
					Wer fuchs mit fuchse vachen sol, 
					Der bedarf gůter listen wol. 
					Wer der fuchs richter nicht gewesen, 
					Der man můcht kume sin genesen. 
					 
					LXXII. 
					Von bevolnem gůte 
					Von gůtem rate 
					 
					Wen sol mit listen under stan, 
					Was mit schalkeit wirt getan. 
					 
					Eis mals zwen koufman fůren us; 
					Dur gewin. Die kamen in ein hus; 
					Do wurden si enpfangen wol, 
					Als man noch geste enpfachen sol, 
					Von der frouwen, die da enpflag 
					Der herbrig. Uf den selben tag 
					Bevalen si ir grosses gůt. 
					(Vil wol was das bi ir behůt), 
					Und taten mit gedinge das, 
					Das si das gůt an allen has 
					Gehalten sold unz uf die stunt, 
					Das der gesellen beider munt 
					Wider vordrete das gůt; 
					Dar uf so stůnt ir beider můt, 
					Das si in sold es geben gar 
					Wenne si beide kemen dar, 
					Und anders nicht. Si fueren hin 
					In koufmanschaft uf ir gewin. 
					Das gůt behielt dui frouwe wol 
					Mit gůten truiwen, als man sol 
					Behalten das bevolen ist. 
					Dar nach do kam in kurzer frist 
					Der zweiger eine, unde sprach: 
					"Min herze hat gros ungemach. 
					Gebent mir das gůt. Es tut mir not, 
					Wan min geselle der ist tot. 
					In grossem gelt bin ich gelan,* 
					Das ich allein můs under stan. 
					Das sag ich uich an allen var." 
					Dui frouwe wand, es were war, 
					Und gap im uf der stat das gůt; 
					Des wart der schalk vil hoch gemůt. 
					Mit dem gůte zogt er hin 
					In fremdes lant uf sin gewin. 
					 
					*Es 
					sind viele Schulden zu bezahlen. 
					 
					Sin geselle wiste hie von nicht. 
					Dar nach fůgt es sich von geschicht, 
					Das der ander geselle kan, 
					Und ouch das gůt vordren began. 
					Dui frouw erschrak, das tet ir not. 
					Ir vollen unschulde si bot, 
					Und sprach: "Ich hab dem selben man 
					Das gůt gegeben ane wan 
					Der mirs beval. Er wer in not, 
					Sprach er, und wer sin geselle tot." 
					Do sprach der man: "Min red ist slecht. 
					G e d i n g e  b r e c h e n t  l a n t-r e c h t. 
					Das gůt sold nieman han genomen, 
					Wir werin denne beide komen, 
					Ich und der geselle min. 
					Dir rede wil ich were sin." 
					 
					Dui frouwe kam in erebeit; 
					Eim wisen man klagt si ir leit, 
					Und bat, das er ir gebe rat, 
					Wie si du grossen missetat 
					Moecht under stan. Der wise sprach: 
					"Frouwe, habent kein ungemach! 
					Als ich dui sache hab vernomen, 
					Ir sult ze keinem schaden komen. 
					Uiwer fuirsprech wil ich wesen; 
					Ich getruiwe ir suillent wol genesen." 
					Ze dem koufman er do sprach, 
					Do er sin schalkeit an gesach, 
					Und sine wort gehoret hat: 
					"Dui frouwe, die hie zegegen stat, 
					Die lougnet nicht, ir wurde gůt 
					Bevoln (das hat si wol behůt) 
					Von dim gesellen und von dir; 
					Wenne ir beide kement zůzir, 
					Si sold uich geben uiwer gůt. 
					Was man mit gedingen tůt, 
					Dar an sol man stete sin. 
					Gang hin, bring den gesellen din, 
					Si git uich uf der selben frist 
					Alles, das si uich schuldig ist." 
					Sin gesellen sůcht er do; 
					Er vant in nienent, und also 
					Dui frouwe von der sorge kan. 
					Das hat getan der wise man; 
					Und wer des rat nicht gůt gewesen, 
					Dui frouw mocht kume sin genesen. 
					*** 
					Wem bevoln wirt in truiwen gůt, 
					Der achte, das es si behůt, 
					Und wen er wider geben sol, 
					Das er nicht spottes werde vol, 
					Und ouch nicht schaden muesse han. 
					Vil kum sich ieman hueten kan, 
					Vor dem, der uritruiwen ist vol. 
					Da von bedarf der tumbe wol, 
					Das er tů das der wise rat. 
					Tůt er das, im missegat 
					Selten, das geloube mir; 
					Sin werk gestat nach siner gir. 
					Het dise frouw nicht rat genomen, 
					Von grosser not wer si nicht komen. 
					 
					LXXIII. 
					Von zwein gesellen 
					und einem bern 
					Von valschen fruinden 
					 
					Es giengen zwen gesellen gůt 
					(Doch warens ungelich gemůt) 
					Mit einander dur einen walt. 
					Ir rede die was manigvalt. 
					Si sprachen beide uf iren eit, 
					Si weldin truiwe und warheit 
					Ze samen han unz uf den tot. 
					Der ein was brun, der ander rot. 
					Do si in dirre rede wan, 
					Vil schier ein ber gegangen kam 
					Uf der strasse gegen in. 
					Si wisten nicht wol, wa si hin 
					Souldin fliechen. Do das ersach 
					Der rote, er vil balde brach 
					Sine truiw und sinen eit. 
					Sin můt der stůnt uf triegenheit. 
					Bald er von sim gesellen floch 
					Uf einen boum hoch, da er doch. 
					Sin gesellen mochte sechen 
					(Da mag man gros untruiwe sprechen!) 
					Sin geselle was in grosser not, 
					Und gebaret als er were tot, 
					Und ruert sich weder hin noch her. 
					Vil schier gegangen kam der ber 
					Zůzim, do er so stille lag. 
					Er wand, es wer ein fules pflag, 
					Und warf in umbe und smakt in an. 
					Das sach der ungetruiwe man, 
					Der lies sin gesellen an der not, 
					Als noch tůt der geselle rot. 
					Der ber gieng fuir, und lies den man 
					Ligen. Und do er dannan kan, 
					Der rot geselle das ersach. 
					Er gieng her ab bald, unde sprach: 
					"Sag an mir, trut geselle min, 
					Was moechte das gerune sin, 
					Das dir gerunet hat der ber? 
					Ich sach wol uf dem boum, das er 
					An din ore hat sinen munt. 
					Lert er dich uit, das tů mir kunt." 
					Er sprach: "Was sol ich sagen dir? 
					Der ber hat vil gerunet mir, 
					Und lert mich sunderliche das, 
					Und sprach: du solt dich hie nach bas 
					Vor dem, der uf dem boume stat, 
					Hueten; sich, das ist min rat! 
					Wan wenne es gat an rechte not, 
					So lat er dich, wan er ist rot." 
					*** 
					Es suillen frouwen unde man 
					Den roten gesellen lassen gan. 
					Des gůten gesellen, wirt man gesunt, 
					Des argen man in erbeit kaut. 
					Mit dem gůten wirt man gůt; 
					Der boese niemer wol getůt. 
					Manger ist geselle wol, 
					Des tisches; da man kiesen sol 
					Ganze truiwe in grosser not, 
					Da ist dui fruintschaft alle tot. 
					Getruiwem fruinde ist nicht gelich; 
					Vor boesen sol man hueten sich. 
					Der rot geselle sin truiwe brach, 
					Als bald do er den bern ersach. 
					Des můs er unselig iemer wesen 
					Swer truiwe hat, der sol genesen! 
					 
					LXXIV. 
					Von drin gesellen 
					Von kuindiger einvaltekeit 
					 
					Dri gesellen kamen überein, 
					Das es sold alles sin gemein, 
					Ir zerung und ir spise gůt; 
					Dar uf so stunt ir drier můt 
					Si waren uiber ein des komen; 
					Das si schaden unde fromen 
					Soeldin mit einander han. 
					Wallende wolden si do gan, 
					Mit einander in ein lant. 
					Der weg was in nicht wol erkant. 
					Zwen waren an den sinnen klug, 
					Und da bi schalkhaft ouch genůg; 
					Der dritte was ein einvalt man. 
					Si gerieten an der spise han 
					Gebresten; da von si in leit 
					Kamen und in erebeit. 
					Si kamen hin in einen walt, 
					Do was dui herbrige kalt; 
					Vil schiere machten si ein fuir. 
					Alle wirtschaft was da tuir; 
					Von hunger litten si grosse not. 
					Us melwe machten si ein brot, 
					Das wart bald in das fuir geleit 
					Ein schalk do ze dem andern seil: 
					"Belibe uns zwein allein das brot, 
					So kemen wir von hungers not 
					Der gebuire esse wol allen tag; 
					Vil kum man in gesatten mag." 
					Der schalk wolde den tumben man; 
					Von dem brote verstossen han. 
					 
					Do sprach sin geselle also: 
					"Diner rede bin ich fro. 
					Ich kan das an gelegen wol, 
					Wie uns der kůche werden sol. 
					Die wil unz er gebachen si, 
					Sullen wir uns legen alle dri 
					Ze slafende under disen boum, 
					Und sol den ieklicher sinen troum 
					Sagen, so wir erwachen, 
					Und das brot ist gebachen; 
					Und weis trom wunderlicher si, 
					Der hab das brot." — "Das si! das si!" 
					Sprachen si alle gemeine. 
					Die zwen sliefen; der eine 
					Slief nicht; das tet im hungers not. 
					Als bald gebachen wart das brot, 
					Da fuer er zů, und as allein. 
					Das im wart uiber, das was klein. 
					Ich geloub, im wer nicht worden we, 
					Und het er den noch gessen me, 
					Er leit sich nider unde slief. 
					Vil schier der schalken einer rief 
					Sim gesellen, und sprach also: 
					"Ich bin von herzen worden fro! 
					Mir ist getroumet alse wol, 
					Das es uns beide froewen sol. 
					Mir was, wie mich ein engel schon 
					Fůrte hin vor gottes tron, 
					Da er sitzet ze himelrich. 
					Der troum dunkt mich gar wunderlich." 
					Do sprach der ander: "Das ist war! 
					Ouch sag ich dir an allen var 
					Minen troum, trut geselle. 
					Mir was, wie mich zer helle 
					Ein tuivel, der was ungestalt, 
					Fůrte, da ich manigvalt 
					Der armen seien pine sach." 
					Vil froelich do der ander sprach: 
					"Uns mag beliben wol das brot. 
					Uib dir gebure lidet not 
					Von hunger, wem wil er das klagen? 
					Wek uf! Sin troum sol er uns sagen." 
					Dis red hort als der gůte man, 
					Der ein im růfen do began. 
					Er sprach: "Was mag das růfen sin?" — 
					"Das sin wir, die gesellen din." — 
					"Ir werent enweg, hat ich vernomen; 
					Wie sint ir denne her wider komen?" — 
					"War waren wir? Du macht wol toben. 
					Wie ist din hirni so bestoben!" — 
					"Ich tobe nicht. Ich sag uich wol 
					Min troum, als ich von rechte sol. 
					Mir ist getroumet wunderlich 
					Ein troum, der vast betruebte mich, 
					Das ich uich beide hat verlorn. 
					Einr was ze himelrich erkern 
					Da fůrt in hin ein engel gůt. 
					Der ander in der helle glůt 
					Wart gefueret, da er sach 
					Der armen selen ungemach. 
					Nu hat man selten me vernomen, 
					Das ieman si har wider komen 
					Von helle oder von himelrich 
					Der dar was komen. Da von nam ich. 
					Us dem fuire bald das brot, 
					Und as es als, von hungers not." 
					Sus wurden da die zwen betrogen 
					Von einem, dem si hatten gelogen 
					Und můsten hungrig dannan gan; 
					Vil recht der tumbe hat getan. 
					*** 
					Es ist noch billich unde recht, 
					Wer einvalt ist und da bi slecht, 
					Das der des wol geniessen sol. 
					Die zwene wurden spottes vol, 
					Wande si dem einvalten man 
					Gros schalkeit wolden han getan. 
					Dui schalkeit in ze sure brach. 
					Der gůte man sich selben rach, 
					Und as das brot alleine, 
					Das solde si gemeine 
					Han gespiset alle dri. 
					Wer nu an geverde si 
					Und alt si uiber siben jar, 
					Der hab dank! Ouch ist es war, 
					Das dui triegenheit zergat, 
					So wol dui rechtekeit gestat. 
					 
					LXXV. 
					Von einem kalwen 
					rittere 
					Von stourunge spottes 
					 
					Wen liset von einem rilter das, 
					Das er kal von nature was 
					Und ane har; das was im leit. 
					Na hat er ein gewonheit, 
					Das er uf bant ein huben gůt 
					Mit hare. Da von er gemůt 
					Nicht vil in sinem herzen wart. 
					 
					Eis mals kam er hin uf dui vart 
					An ein runtavel; das beschach. 
					Da man vil gůter ritter sach, 
					Dar kam der ritter wol gemeit 
					Vil stolzlich uiber hof er reit. 
					Gar kůnlich er sin sper zerbrach; 
					Vil liep was im, das man es sach, 
					Nu fůr er hin, nu fůr er har 
					Swer im begegent, der wart gewar, 
					Das er ein kuener ritter was. 
					Nu fůgt sich von geschichte das, 
					Das im abgestossen wart 
					Der helm; und uf derselben vart 
					Verlor er ouch dui huben sin. 
					Von kalwi gap sin houbet schin; 
					Sin houbt was blos, an alles har. 
					Vil manger mensche nam sin war; 
					Da hůp sich ein vil grosser grus. 
					Er sprach: "Was not macht ir dar us, 
					Das mich gelasset das har 
					Und ouch du hube? Nement war, 
					Mich hat doch e gelassen das, 
					Das an dem houbt gewachsen was. 
					Da von kein wunder sol es sin, 
					Uib mich nu lat dui hube min. 
					Batstuben-varwe die zergat, 
					So dui natuirliche gestat. 
					Wa mit hanf gezuinet ist, 
					Der zun zergat in kurzer frist. 
					Da von alrecht ist mir geschechen 
					Mit der huben; des můs ich jechen." 
					Der red namen dui luite war; 
					Des spottes wart geswigen gar. 
					*** 
					Er dunket mich ein wiser man, 
					Der also spot zerstoeren kan 
					Mit schalle. Das ist besser vil, 
					Den der mit worten drouwen wil. 
					Huit ist er arm, der e was rich; 
					Das geluike-rat louft ungelich. 
					Wer stat, mag er, der valle nicht nider; 
					Veit er, vil kume kunt er wider. 
					An dir weit ist kein stetekeit, 
					Was huit ist liep, das ist morne leit. 
					Er ist huite siech, der gester was 
					Gesunt. Da von so spricht man das, 
					Das er nicht wise muige sin, 
					Der sich lat uf der welte schin. 
					Der herre verlor der huben kleit, 
					Das ist der welte unstekekeit. 
					 
					LXXVI. 
					Von einem hoger und 
					einem zolner 
					Von schuldigem spotte 
					 
					Von einem graven list man, das 
					Er wunderlicher sitten was 
					Nu hat er ein gewonheit 
					Wer über sine brugge reit 
					Oder gieng ein pfenning must er geben 
					(Da getorste nieman wider streben), 
					Was er hogrecht oder blint, 
					Hat er ein kropf oder einen grint, 
					Oder hat sin lip der ruden schin; 
					Umb ieklichen gebresten sin 
					Wold der herre ein pfenning han, 
					Wer dui brugge sold uiber gan, 
					Den můst er dem zolner geben. 
					Der zolner sach dar uf vil eben. 
					Wer der gebresten einen hat, 
					Gap der ein pfenning, uf der stat, 
					Lies man in frilich uiber gan. 
					Wer aber an gebresten kan 
					Dem hiesch man nicht. Vil schier geschach, 
					Das der zolner einen sach 
					Hogrecht uf dui brugge gan. 
					Er hies in balde stille stan, 
					Und sprach: "Ein pfenning solt du geben!" 
					Da geriet der hoger wider streben. 
					Der zolner sach den hoger an; 
					Einen kropf sach er in han. 
					"Gip har zwen pfenninge!" 
					Des wert er sich geringe. 
					Darnach sach er, das er was blint. 
					"Gip har drie!" — Er hat ein grint, 
					Do er im ab zukte den hůt. 
					"Nu gip har vier pfenninge gut!" 
					Er geriet sich weren umb den zol.  
					Vil schier ersach der zolner wol, 
					Das ruidig was des hogers lip. 
					"Gip har fünf pfenning ane kip 
					(Sprach er zůzim), wilt du genesen; 
					Es mag dur nuit kein anders wesen. 
					Hettist du dich besinnet recht, 
					Du werist wol an allen brecht  
					Mit einem pfenning uiber komen, 
					Da ich nu fuinfe hab genomen. 
					Dinen schaden hab du dir; 
					Du solt kein schulde geben mir." 
					*** 
					Vil dike mag ein wiser man 
					Mit kleinen dingen under stan 
					Grosse ding. Ein geneist gebirt 
					Ein fuir, das gros vil dike wirt. 
					Wer an der erste tete das, 
					Das er dar nach mus tůn, dur was 
					Solde das ieman schaden sin? 
					Wil ich selb den gebreslen min 
					Offnen, wer sol mir den gestan? 
					Mich dunkt, ich můs den schaden han. 
					Wer umb ein pfenning git ein pfunt, 
					Und ein pfert um einen hunt, 
					Und umb ein helbling kriegen kan, 
					Der dunkt mich nicht ein wiser man 
					Als disem hoger hie geschach, 
					Da er von kam in ungemach. 
					Het er ein pfenning do gegeben 
					Balde an alles widerstreben, 
					So wer ze spotte noch ze schaden 
					Nicht komen uf der brugge laden.* 
					 
					*uf 
					der brugge laden:auf den Laden (Bohlen) der Brücke. 
					 
					LXXVII. 
					Von zweien heven 
					Von unnutzer geselleschaft 
					 
					Eis mals ein wasser, das was gros, 
					Usser sinem runse flos, 
					Und nam ein verren umbesweif, 
					Und fůrte hin was es begreif, 
					Es were gros, lang oder breit. 
					Von dem wasser man ouch seit, 
					Das es zwen heven fuerte hin 
					Mit kraft; der eine was irdin, 
					Der ander von ere gossen. 
					Die kamen beide geflossen, 
					Als si das wasser hat genomen; 
					Das selb hab ich ouch me vernomen. 
					Und wande der irdin lichter was; 
					Des weges gelang im deste bas. 
					Er fůr vor, der erin nach. 
					Der erin sprach: "Wie ist dir so gach, 
					Das du nicht gebeitest min? 
					Wir suillen gut gesellen sin; 
					Beit min! Ich wil mit dir varn; 
					Got sol uns beide wol bewarn." 
					Der irdiri sprach: "Ich bin ze krank. 
					Gewuinnist mir ab einen wank, 
					Das ich nem einen stos an dich, 
					Oder du stiefsest wider mich 
					Ze einem mal, so wer ich tot. 
					Dur was kem ich danne in die not? 
					Ich mag mich nicht gelichen dir; 
					Dinr geselschaft ich vil wol enbir. 
					Das gestoesse si min oder din, 
					Der schad můst alweg wesen min. 
					*** 
					Wenne der krank geselle wirt 
					Des starken, kum er des enbirt, 
					Er betruebe des kranken můt. 
					Der grosse dem kleinen schaden tůt. 
					Der arm hoert nicht zem richen wol; 
					Der minr dem mern entwichen sol. 
					Der knecht nicht geliche sich 
					Dem herren sin; secht, das rat ich. 
					Wer heftishalp das messer hat, 
					Der mag dem andern sprechen mat. 
					Wer sich gesellet uiber sich, 
					Der trag eben, das rat ich. 
					Wenne mit dem langen tragen sol 
					Der kurze, so bedarf er wol, 
					Das sich der lange buike; 
					Der kurze sich nicht smuike, 
					Wil er dem langen sin gelich. 
					Ze samen hoert nicht arm und rich. 
					Der irdin haven oben swam; 
					Der erin lierte stoesse nam. 
					Vil dik ist ouch geschechen, das 
					Der starke starp, der siech genas. 
					 
					LXXVIII. 
					Von einem loewen und 
					von einem ochsen 
					Von vertragunge dur vorchte 
					 
					Ein loewe eis mals gegangen kan 
					Von hungers not uf einen plan, 
					Da sůcht er sine weide. 
					Do vant er uf der heide 
					Einen ochsen, der was gros, 
					Der gieng allein und hůtelos. 
					Vil froilich wart des loewen můt, 
					Do er das rint sach unbehůt; 
					Er dacht er moechte wol genesen, 
					Siner spise wold er sicher wesen. 
					Als schier das rint den loewen sach, 
					Besintlich es ze im selber sprach: 
					"Ich mag im nicht gestriten; 
					Ich sol sin nicht gebiten. 
					Allein mit flucht mag ich genesen; 
					Fliechen sol min kempfen wesen. 
					Wer fluichtet das man fliechen sol, 
					Sicher der hat gevochten wol." 
					Der ochse floch, der loewe nach, 
					Uf den ochsen wart im gach. 
					Nu kam das rint vor in ein hol, 
					Da het es sich beschirmet wol. 
					Da was ein bok geflochen in, 
					Der begegent mit den hornen sin 
					Schalklich dem ochsen in der flů. 
					Vil balde můst er fliechen dů. 
					Dui vorcht des loewen machte das, 
					Das er dem boke entwichen was; 
					Und wer der loewe nicht gewesen, 
					So moecht der bok nicht sin genesen; 
					Der ochse het in ertoedet wol. 
					*** 
					Der wise vil vertragen sol 
					Dur sinen nutz; das ist im gůt. 
					Es wirt im liep wer also tůt. 
					Vil dike man dem knecht vertreit 
					Dur sines herren biderbkeit. 
					Dur richter willen, hor ich sagen, 
					Mus man dem weibel dik vertragen. 
					Sines alters einer geniessen sol, 
					Wa das ist gůt und eren vol. 
					Einer geniesset siner jugent, 
					Und der hunt sins meisters lugent. 
					Dur gůt dem guten man vertreit, 
					Dem bousen dur sin schalkeit. 
					Den meiger, und den amptman, 
					Den voget, und den schachtelan 
					Die můs man dik entsitzen, 
					Nicht von ir selbers witzen, 
					Wan von irer herren gewalt. 
					Das merken vil wol jung und alt! 
					Der ochse nicht den bok entsas 
					Dur sine kraft; me forcht er das, 
					Das im der loewe nach rande, 
					Des kraft er wol erkande. 
					Mocht er vor dem wol sin genesen, 
					Des bokes kraft wer klein gewesen. 
					 
					LXXIX. 
					Von einem affen und von 
					den tieren 
					Von uippigem růme 
					 
					Es hůp sich ein gespreche gros, 
					Des manig tier vil ser verdros, 
					Uf einer heide, die was breit. 
					An den hof gieng unde reit 
					Was stap und teschen mocht getragen. 
					Von dem gespreche hort ich sagen, 
					Das Jupiter der richter was, 
					Der da zů gerichte sas. 
					Dar kamen vogel unde tier, 
					Dui vische kamen ouch vil schier. 
					Ze gerichte sas her Jupiter; 
					Er welle wissen, wer der wer, 
					Des kint das schönste were. 
					Nu horent fremde mere! 
					Als ich dui bischaft hab gelesen, 
					Ieklich tier wold das beste wesen; 
					Si zierten alle ire kint. 
					Der visch, der vogel, und das rint, 
					Der pfawe, dui gans, und ouch dui ant, 
					Der loew, der ber, und der helfant, 
					Der hirz, der wolf, und ouch der fuchs, 
					Der has, das pantier, und der luchs, 
					Das ros, der esel, und dui ků, 
					Mit ir kinden liefens zů; 
					Das schaf, dui geis, und ouch das swin, 
					Ieklicher wold das beste sin. 
					Do si alsus gesamnet wan, 
					Und alle kamen uf den plan, 
					Und ieklich můter růmde ir kint, 
					(Der etslich wol ze růmen sint), 
					Do kam der affe ungetan 
					Mit sinen kinden uf den plan. 
					Sine kint ruemen er geriet, 
					Und sprach vor aller der gediet: 
					"Ir secht wol, her, das mine kint 
					Vor allen tieren dui schoensten sint." 
					Do wart der richter Jupiter 
					Lachent, und al der tieren her; 
					Ze spottend waren si bereit: 
					Das tet des affens uippekeit. 
					Der affe wart ze spotte da. 
					*** 
					Das selb geschicht noch anders wa. 
					Wer růmt das nicht ze růmen ist, 
					Das mag wol sin der affen list. 
					Wer růmt das er nicht růmen sol, 
					Der mag wol spottes werden vol. 
					Ein ieklich můter dunkt ir kint 
					Schoen, die doch nicht schoene sint. 
					Der affe geviel im selber wol. 
					Rům im selber nieman sol 
					Geben; ist er tugent vol, 
					Sicher, er wirt gerůmet wol 
					Umb sine tugent ane spot. 
					W e r  w o l  t ů t,  d e n  l o b e t  g o t. 
					Wir gevallen alle uns selben wol; 
					Des ist das lant der affen vol. 
					Vil ist der luiten alse blint, 
					Den nuit gevelt wan ire kint, 
					Und ruement das man schelten sol; 
					Sus ist dui weit gebresten vol. 
					Nu ist es also komen her; 
					Wer ist der růmes nicht enger, 
					Der gang her fuir und pfende mich; 
					Sol ich im uits uit, das gilt ich. 
					 
					LXXX. 
					Von einer gense die 
					leite ein guldin ei 
					Von uibriger gitekeit 
					 
					Von einem herren list man, das 
					Er hat ein gans, die im liep was, 
					Und sold im dennoch lieber wesen. 
					Von der gans hab ich gelesen, 
					Si leit al tag ein guldin ei. 
					Den herren můte, das si nicht zwei 
					Oder dri leit alle tage: 
					Das was des herren grosse klage. 
					Sin gitekeit in des betwang 
					(Die vast in sinem herzen rang, 
					Die niemer lobeliches gůt 
					An frouwen noch an mannen tůt) 
					Das in des beitens gar verdros. 
					Vil kleinen in  e i n  ei beschos, 
					Das im dui gans gap alle tage. 
					Nu merkent wol, was ich uich sage. 
					Sin gitig herze wold ze vil, 
					Des kam er uf des ruiwen zil. 
					Er tot dui gans; das wart im leit. 
					Als schier do er si uf gesneit, 
					Er wande si wer goldes vol; 
					Er wart betrogen. Das was wol; 
					W a n o l f  t r i e g o l s s  b r ů d e r  i s t. 
					Er vant da nicht wan gensen mist. 
					Sus wart geschant sin gitekeit. 
					*** 
					Wer noch im selben nicht vertreit, 
					Wie sol eim andern der vertragen? 
					Ouch hort man dik dui wisen sagen, 
					Das der, wer ze vil begert, 
					Nach sinr begirde nicht wirt gewert; 
					Got erhort kein gitekeit. 
					Gewinnen gůt ist gros erbeit; 
					Sorg hat der es behůten sol. 
					Ouch wirt sin herze smerzen vol, 
					Der gůt verluirt. — Gůt hat dui art 
					Das gůtes nie gesattet wart 
					Kein herze, was ieman geseit. 
					Ein gans, die alle tage leit 
					Ein guldin ei, wel man die hat, 
					Der toede si nicht: das ist min rat. 
					 
					 
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